Die WM ist für unsere Spielerinnen und Spieler eine Gelegenheit, sich im internationalen Vergleich einzuordnen. Der Erste Indikator, den man im Bezug auf die Spielstärke des Gegners oder der Gegnerin bekommt, ist natürlich die Elo-Zahl. Besonders jüngere, unerfahrene WM-Teilnehmende kommen oft enttäuscht aus der Partie zurück und sagen dann Dinge wie: "Wie konnte ich gegen diese Pfeife verlieren, der hatte ja nur 1300!?!"
Das Phänomen, dass Gegner aufgrund ihrer tiefen Elo-Zahl unterschätzt werden und sich dann als zäher erweisen, als man eigentlich gedacht hatte, ist natürlich bekannt. Aber es greift zu kurz, es gibt noch andere Gründe, weshalb 1300 Elo eben nicht unbedingt 1300 Elo sind:
Das Alter der Spielerinnen und Spieler: Während man bei Erwachsenen davon ausgehen kann, dass die Elo-Zahl schon ein paar Jahre auf dem Buckel und sich auf einem realistischen, stabilen Niveau eingependelt hat, kann man hier überhaupt nicht darauf zählen. Die Elo-Zahl von Jugendlichen kann sich sehr rasch ändern. Der Koeffizient ist höher als bei Erwachsenen, die Wertungszahl ist stärkeren Fluktuationen unterworfen.
Die Möglichkeiten, FIDE-Turniere zu spielen: In der Schweiz werden in den Altersklassen U14 und U16 bereits die Qualifikationsturniere für die FIDE-Liste gewertet, und auch die meisten Open werden zur Wertung an die FIDE übermittelt. Dies hat mehrere Effekte: Einerseits gleicht sich die FIDE-Wertungszahl grundsätzlich der nationalen Wertungszahl an, wenn die Spielerinnen und Spieler nur in der Schweiz Schach spielen. Andererseits ist es in der Schweiz so, dass unsere jungen Spielerinnen und Spieler eine Vielzahl an Turnieren spielen können, die für die FIDE gewertet werden. In anderen Ländern ist dies nicht unbedingt der Fall. So kann es vorkommen, dass jemand erst durch die Teilnahme an einer EM oder WM eine Elo-Zahl erhält und danach zwei Jahre lang kein FIDE-gewertetes Turnier spielt. Es ist anzunehmen, dass die tatsächliche Spielstärke dann massiv von der Elo-Zahl abweicht.
Es ist ein bisschen wie mit den Sternen einer Hotelbewertung. Wenn zwei Hotels - eines davon in London, das andere in Mamaia - beide vier Sterne haben, heisst das nicht, dass sie dieselben Standards erfüllen. Das Hotel in Mamaia wäre in unseren Augen dann klar überbewertet. Bei den Elo ist es umgekehrt: Die Spielerin oder der Spieler aus Kirgisistan mit 1700 dürfte gegenüber jemandem aus der Schweiz mit derselben Elo-Zahl mit hoher Wahrscheinlichkeit unterbewertet sein und in Wirklichkeit viel stärker spielen.
Gestern holten wir erneut 50% der Punkte.
Noah hatte seinen Gegner einfach "outprepared". Er war mit seinem Sieg zurück, bevor ich überhaupt fertig war mit dem Erstellen des gestrigen Blog-Eintrags.
Daria hatte es mit einer sehr starken Spielerin zu tun. Sie stand schon bald schlechter, hat sich dann aber dazu entschliessen können, Gegenspiel zu suchen. Sie hat auch welches gefunden, aber am Ende war sie doch zu wenig konsequent in ihrem Angriff, und auch die Zeit sprach nicht zu ihren Gunsten. So musste sie schliesslich der Gegnerin zum Sieg gratulieren.
Dorian, Nina, Jule und Mariya remisierten, wobei Mariya schon bald in der Partie eine unvorteilhafte Stellung hatte, die sie danach eisern verteidigt hat.
Bei Raphael sah es lange Zeit gut aus, aber der Gegner verteidigte zäh, Raphael machte Fehler und verlor am Ende. Eine bittere Niederlage, aber heute ist ein neuer Tag.
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