Um das gleich vorweg zu nehmen: Ich masse mir nicht an, zu diesem Thema eine abschliessende Meinung verkünden zu können... Aber heute beim Frühstück ist das Gespräch um das Thema "Schachtrainer" gekreist und um die Frage, wer der beste Schachtrainer oder die beste Schachtrainerin ist. Wir sind dann allerdings bereits daran gescheitert, messbare Kriterien für das Prädikat "guter Schachtrainer" zu generieren. Das Gespräch war aber interessant, und ich versuche hier zusammenzufassen, was ich dabei alles aus den Reihen der Beteiligten aufgeschnappt habe:
Nimmt man die Anzahl (Jugend-)Weltmeister, die im Verlauf ihrer Karriere über längere Zeit von ein und derselben Person trainiert wurden als ultimatives Qualitätsmerkmal, dann dürfte die Antwort Mark Dvoretsky lauten. Sein Wikipedia-Eintrag nennt die drei Grossmeister Walery Tschechow, Artur Jussupow und Sergei Dolmatow, die alle unter seiner Fittiche zum Jugendweltmeister-Titel geführt wurden sowie weitere Weltklasse-Spieler wie GM Vishy Anand, GM Peter Svidler oder GM Sergei Movsesjan.
Im Kindesalter dürften massgeblich zwei Dinge wichtig sein: Als Allererstes muss der Trainer wohl die Kinder für das Schachspiel begeistern können. Das Feuer seiner Begeisterung für diesen Sport auch in den Kindern entfachen können.
Später wird es wichtig, dass der Trainer die Kinder dazu anleitet, selbständig zu arbeiten. Sie benötigen Werkzeuge und Strategien, wie sie sich ein Eröffnungsrepertoire erarbeiten können oder wie sie gezielt sich in ihren Stärken weiter verbessern und an ihren Schwächen arbeiten können.
Ein Trainer soll von sich aus erkennen, wenn er den Ansprüchen eines Schülers oder einer Schülerin nicht mehr gewachsen ist und sie weiter ziehen lassen.
Ein Lernprozess bedeutet immer, aus etwas Fremden etwas Eigenes zu machen. Man eignet sich eine Fähigkeit an. Die Meinung, dass das Eröffnungsrepertoire eines jungen Spielers quasi das geistige Eigentum seines Trainers und "Betriebsgeheimnis" bleibt, ist nicht im Sinne eines jungen Talents. Es verhindert seine Entfaltung.
Der Trainer, mit dem man im Alltag trainiert, ist meist nicht derselbe, der auch an einem internationalen Anlass als Coach dabei ist. Diese Vielfalt wird von den Jugendlichen dann als gewinnbringend angesehen, wenn sich die beiden nicht als Konkurrenten ansehen sondern das Interesse des Schülers oder der Schülerin in den Vordergrund stellen und kooperieren.
Als Delegationsleiterin - und da spreche ich nur noch für mich - gibt es kaum etwas destruktiveres als wenn sich ein Kind während dem internationalen Turnier genötigt sieht, den Spagat zwischen zwei Coaches zu versuchen, die nicht zusammenarbeiten. Einem, der via Internet von zuhause aus am Werk ist und einem der vor Ort mit dem Kind arbeitet. In diesem Fall bleibt nichts anderes übrig, als dass sich der Coach vor Ort aus dem Geschäft zurück zieht. Das mag für den Trainer zuhause gut sein. Aber nur in den seltensten Fällen auch für den Teilnehmer oder die Teilnehmerin.
Das Titelbild übrigens stammt von der Jugend-WM in Bulgarien 2011 und zeigt einen Teil der damaligen Delegation aus allen Alterskategorien bei der gemeinsamen Analyse. Mitunter eine der wertvollsten Erfahrungen, die unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer von solchen Turnieren mit nach Hause nehmen.
Zu unseren Resultaten gestern: Es war ein harter Tag. Noah stand besser, hat aber einen Teil seiner Vorbereitung vergessen und sah sich gezwungen, die Stellung in ein Remis abzuwickeln. Heute spielt er nun mit Schwarz gegen die Startnummer 2 des Turniers. Mit einem guten Resultat spielt er immer noch ganz vorne mit!
Dorian und Nina kamen als Sieger zurück zur Analyse. Alle anderen haben leider verloren. Aber heute ist ein neuer Tag, die Partien laufen und alle kämpfen von Neuem!
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